Fortschreitende Digitalisierung
in der öffentlichen Verwaltung

Die immer stärker vernetzte und digitale Arbeitswelt erfordert eine Weiterentwicklung der öffentlich-rechtlichen Verwaltungsorganisationen. Mit der Online-Plattform nehmen die für Einwohnerinnen und Einwohner verfügbaren Online-Services stetig zu. Lieferanten von Geschäftsapplikationen bieten ihre Services immer häufiger über einen Web-Zugriff an. Das ermöglicht einerseits den zeit- und standortunabhängigen Zugriff auf Geschäftsdaten und -unterlagen, erfordert aber andererseits eine entsprechende Anpassung der Verwaltungsprozesse. ARI unterstützt ihre Kundinnen und Kunden auf diesem Weg in zahlreichen Projekten.

Modernisierung der Festnetztelefonie

Die kantonale Verwaltung, die meisten Gemeinden sowie weitere der ARI-Kundinnen und Kunden nutzen bereits die digitale Lösung für Telefonie mit der Software «Skype for Business» auf dem Endgerät mit einem Headset (sog. «Softphone »). Einzelne Organisationseinheiten betreiben zusätzlich eine Vermittler-Software, um Anrufe auf die Telefonzentrale intern durchzustellen. Andere wiederum betreiben noch eine eigene Telefonielösung. Somit besteht im ARI-Kundenkreis ein grosses Optimierungspotenzial, das sich mit einer einheitlichen, modernen Software für die Telefonie ausnutzen lässt. Aufgrund der Einstellung des Supports durch Microsoft Ende Oktober 2025 muss die Software «Skype for Business» durch eine andere Software abgelöst werden. Ab diesem Datum wird das Produkt nicht mehr weiterentwickelt, Fehler und Sicherheitslücken werden nicht mehr korrigiert. Die strategisch festgelegte Nachfolgelösung ist Microsoft Teams.

Microsoft Teams ist ausschliesslich aus der Cloud erhältlich. Um die Funktionalitäten von Microsoft Teams für die Telefonie im vollen Umfang nutzen zu können, ist die  gleichzeitige Einführung von Exchange Online nötig. Demzufolge bedarf es bei diesem Projekt bis zur tatsächlichen Umsetzung umfangreicher Vorbereitungsarbeiten.

Um Erfahrungen zu sammeln und die Migration für die Kundinnen und Kunden bestmöglich vorbereiten zu können, wurden die Arbeitsplätze der ARI-Mitarbeitenden bereits im November 2024 umgestellt: einerseits wurden die Postfächer auf Exchange Online verschoben, andererseits telefonieren die Mitarbeitenden seit der Umstellung mit Microsoft Teams.

Dank des regelmässigen Austauschs mit den anderen Ostschweizer Kantonen kann ARI auf Erfahrungsberichte zur Einführung von Microsoft Teams als Telefonielösung zurückgreifen. So können bereits bekannte Probleme beim Rollout vermieden werden. Darüber hinaus dient die Umstellung zweier Pilotkunden als zusätzliche Erfahrungsquelle für den späteren Rollout bei allen ARI-Kundinnen und -Kunden. Nach erfolgreichem Abschluss der Pilotkunden und der Freigabe des Rollouts werden die restlichen Kundinnen und Kunden gestaffelt umgestellt. Um allfällige Risiken zu minimieren, werden kleinere Organisationseinheiten mit wenigen Benutzenden zuerst migriert.

Bei der Ablösung der Telefonielösung werden die Anwenderinnen und Anwender mit grossen Veränderungen in der Handhabung und Funktionalität konfrontiert. Deshalb begleitet ARI sie bei der Umstellung engmaschig und schult sie gezielt über verschiedene Kanäle. 2025 wird also aus Sicht der Telefonie ein umwerfendes Jahr!

Cloud Computing / Microsoft 365 und der Datenschutz

Weitere Produkte aus dem Microsoft-365-Paket wie beispielsweise Teams-Räume, OneDrive, Share-Box usw. werden erst zu einem späteren Zeitpunkt bereitgestellt. Voraussetzung für die Einführung und Verwendung von Microsoft-365-Cloud-Diensten bei Kanton und Gemeinden ist eine einheitliche und verbindliche Weisung für alle Benutzerinnen und Benutzer. Diese Weisung wird von einer übergreifenden Arbeitsgruppe, bestehend aus dem eGovernment-Verantwortlichen des Departements Finanzen, einer Juristin aus der Kantonskanzlei, dem Datenschutz-Kontrollorgan und dem CEO der ARI, erarbeitet. Zudem müssen aus technischer Sicht eine Klassifizierung und technische Durchsetzung der Weisung sichergestellt sein.

Im Interview mit Melanie Schachner von ARI teilt Stefan Gerschwiler, Datenschutz-Kontrollorgan für Appenzell Ausserrhoden, seine Sicht auf den Datenschutz im Kanton.

Was ist deine Aufgabe als kantonales Datenschutz-Kontrollorgan?
In erster Linie berate ich die öffentlichen Organe (Kanton, Gemeinden etc.) und die Einwohnerinnen und Einwohner von Appenzell Ausserrhoden bei allen Fragen rund um behördliche Datenbearbeitungen. Manchmal betrifft das konkrete Einzelfälle, häufig auch umfassendere Fragestellungen, etwa bei Informatikprojekten oder Gesetzgebungsvorhaben. Meine Funktionsbezeichnung verrät, dass ich auch eine Kontrollfunktion habe, d.h. ich überprüfe, wie die Vorgaben zum Datenschutz durch die Behörden umgesetzt werden.

Wie gehst du mit dem Spannungsfeld zwischen Datenschutz und zunehmender Digitalisierung von Prozessen, Software as a Service (SaaS), Cloud-Services bei Hyperscalern wie z.B. Microsoft (US Cloud Act) um?
Digitalisierung und Globalisierung sind im Datenschutz stark spürbar. Einen grundsätzlichen Widerstreit sehe ich deshalb nicht, sondern immer wieder Chancen und Möglichkeiten, aber natürlich auch neue und sich wandelnde Risiken, Bedürfnisse, Einstellungen und Erwartungen. Das macht dieses Rechtsgebiet für mich spannend:
Ich muss hier als Jurist technisch auf der Höhe bleiben und internationale Entwicklungen verfolgen.

Was ist die Haltung deiner Berufskollegen und im Verband Privatim*? Tauscht ihr euch regelmässig zu bestimmten Themen aus? Gibt es eine gemeinsame Maxime/Vorgehensweise?
Die Zusammenarbeit im Rahmen von Privatim ist für mich wichtig. Sie hilft mir, am Puls der technischen und rechtlichen Entwicklung zu bleiben. Grössere Datenschutzstellen beschäftigen auch Informatikerinnen und Informatiker und haben die Kapazität, Problemstellungen ganz vertieft auszuleuchten. Wir treffen uns zweimal im Jahr physisch und konnten im letzten Jahr auch unsere neue digitale Zusammenarbeitsplattform in Betrieb nehmen. Privatim ist dabei ein Forum unabhängiger Datenschutzstellen. Es kommt vor, dass wir für bestimmte Fragen gemeinsame, einheitliche Praxisleitlinien erarbeiten. Der Austausch untereinander hilft vor allem dabei, die eigene Beurteilung zu spiegeln und auch mal kritisch zu hinterfragen.

Du bist auch für den Kanton Appenzell Innerrhoden beratend tätig. Hast du dabei ähnliche Erfahrungen gemacht wie in Appenzell Ausserrhoden und mit ARI?
In Innerrhoden ist alles nochmals ein Stück kleiner, die Wege noch kürzer, vielleicht auch der Drang und Hang zum Pragmatismus (im Sinn von «einfach mal machen») noch ausgeprägter. Die Behördeninformatik ist dort allerdings formal – als kantonales Amt «AFI» – etwas herkömmlicher organisiert als ARI. Bei der Datenschutzgesetzgebung hat Ausserrhoden per 1.1.2025 mit Innerrhoden gleichgezogen. In beiden Kantonen sind die kantonalen Rechtsgrundlagen nun auf dem
Stand, den wir gemäss völkerrechtlichen Vorgaben (z.B. wegen der Mitgliedschaft der Schweiz im Schengenraum) einhalten müssen. Insgesamt sind die Herausforderungen vergleichbar. Das Wichtigste ist aber: Ich habe zum Glück den Eindruck, dass meine Zusammenarbeit mit den verschiedenen Anspruchsgruppen und Verantwortlichen in beiden Rhoden gut funktioniert.

Hast du einen Tipp, den jede Person zum Datenschutz im beruflichen und privaten Alltag unbedingt und uneingeschränkt berücksichtigen sollte?
Heute kann man nicht einfach davon ausgehen, dass sämtliche privaten und öffentlichen Stellen im In- und Ausland mit unseren persönlichen Daten verantwortungsbewusst umgehen und sie so behandeln, wie man das vernünftigerweise erwarten darf. Ob man etwas zu verbergen hatte, weiss man oft erst, wenn es schon zu spät ist. Mein Tipp ist daher: Wir müssen wachsam und aufmerksam sein, unsere privaten Angaben nur preisgeben, wo das nötig und sinnvoll ist, und t technische Einstellungsmöglichkeiten und Hilfsmittel zur Datenminimierung nutzen. Und wenn wir selber Personendaten von anderen bearbeiten, müssen wir unsere damit verbundene Verantwortung wahrnehmen.

Stefan Gerschwiler
Datenschutz-Kontrollorgan für Appenzell Ausserrhoden

Modernisierung der Fachlösungen mit Digitalisierung der Prozesse

Auch die Prozesse und zugrunde liegende Systeme entwickeln sich mit der fortschreitenden Digitalisierung im öffentlichen Verwaltungsumfeld weiter. Digitalisierung bedeutet dabei weit mehr als nur die digitale Bereitstellung analoger Inhalte oder die Überführung physischer Inhalte in elektronische Inhalte. Bei der digitalen Transformation geht es vielmehr um die gesamte Prozesskette der öffentlichen Verwaltung, welche ein durchgängiges, digitales Kundenerlebnis ermöglichen soll. Sie betrifft nicht nur den Kontakt zu den Einwohnerinnen und Einwohnern, sondern auch interne Abläufe, Prozesse und vor allem Arbeitsweisen, Denkweisen, Werte. Kurz gesagt soll sie eine durchgehend elektronische Interaktion mit der Verwaltung ermöglichen.

Auf Basis dieser Vorgabe hat ARI im Berichtsjahr bereits umfangreiche Vorbereitungsarbeiten getätigt, um im ersten Halbjahr 2025 die zwei wichtigsten Anwendungen für Gemeindeverwaltungen und kantonale Verwaltung auf den neuesten Entwicklungsstand zu bringen. Dank der Umstellung auf Web-Clients wird der Zugriff für externe Anwenderinnen
und Anwender ohne Konto bei ARI wie Gemeinde- und Kantonsrätinnen und -räte künftig erleichtert.

Die Applikation Infoma newsystem ist eine vollintegrierte und moderne Gesamtanwendung für die Abwicklung der Einwohnerkontrolle, Gebührenfakturierung bis hin zu einem funktional umfassenden Finanz- und Rechnungswesen inkl. Lohn- und Personaladministration der jeweiligen Organisationseinheit.

Im Rahmen eines Grossprojekts führt ARI den «Mobile Client» ein. Die zentrale Datenbank für alle ARI-Kundinnen und -Kunden wird dabei durch eine separate Datenbank je Organisationseinheit ersetzt.

Mit dem Mobile Client ändert sich die Benutzerführung wesentlich: Zur Anmeldung nutzen die Anwender/-innen künftig den Webbrowser und ihre persönlichen Login-Daten.

Die Software ist nicht mehr lokal auf dem Endgerät gespeichert. Die Ausgliederung einzelner Datenbanken aus einer zentralen Datenbank erleichtert ARI als Dienstleisterin künftig den Unterhalt und Betrieb der Anwendung auf Organisationsebene. Wo möglich, wird jeweils die Standardlösung genutzt, sodass nur geringe Zusatzkosten für Individualentwicklungen nach Kundenanforderung anfallen. Der Pilotbetrieb konnte noch vor Jahreswechsel gestartet werden. Ab Februar 2025 beginnt der Testbetrieb für die Gemeinden. Im Rahmen des Testbetriebs bietet ARI diverse Anwenderschulungen an – generell bis hin zu fachspezifischen Modulen. Der Produktivstart ist schliesslich für Mitte 2025 vorgesehen.

Die CMI-Lösungsplattform unterstützt die öffentlichen Verwaltungen als elektronisches Hilfsmittel bei der Geschäfts- und Dokumentenverwaltung, der Archivierung sowie dem Sitzungsmanagement. Neben den genannten Basisfunktionen sind zahlreiche Fachmodule und Schnittstellen zu häufig genutzten, externen Systemen im Einsatz. Im Berichtsjahr hat ARI zusammen mit dem Lieferanten CM Informatik AG (CMI) und in enger Abstimmung mit der Steuergruppe die CMI-Infrastruktur komplett auf einer neuen Serverinfrastruktur aufgebaut,
getestet und optimiert. Der Zugriff auf den «Mobile Client » erfolgt künftig über den Internetbrowser. Daneben wurden parallel einige Projekte abgewickelt, die ebenfalls die CMI-Lösungsplattform betreffen:

Einführung CMI-Lösungsplattform Gemeindeverwaltungen

Mit der Gemeinde Bühler wurden umfangreiche Vorbereitungsmassnahmen für die Einführung der CMI-Lösungsplattform umgesetzt. Das Go-live erfolgt im ersten Halbjahr 2025. Mit der Gemeinde Wald wurden erste Abklärungen für ein Projekt getroffen. Sie möchte ebenfalls die CMI-Lösungsplattform einführen.

Digitalisierungsstrategie Teufen

Mit dem Gemeinderat Teufen hat das ARI-Projektteam in einigen Workshops eine umfassende Digitalisierungsstrategie für die gesamte Gemeinde erarbeitet. Vorbereitend dazu waren qualifizierte Einzelinterviews mit den Abteilungen durchgeführt worden. Im weiteren Projektverlauf werden Prozesse anfangs 2025 priorisiert und im Jahresverlauf nach Priorität digitalisiert.

Elektronische Baubewilligungen AR

Im Auftrag von Kanton und Gemeinden hat ARI die Beschaffung einer elektronischen Baubewilligungsplattform im September 2024 ausgeschrieben. Im November 2024 erfolgte der Entscheid zur Vergabe an die Firma GemDat AG. Vor der Einführung der Online-Plattform werden sämtliche Gemeinden auf das Produkt CMI Bau migriert, um eine einheitliche Bearbeitung von Baugesuchen künftig sicherzustellen. Das Projekt «eBau AR» ist ein weiteres Beispiel für die Vorteile der Standardisierung im Informatik-Grundbedarf.

Kundenstimmen

«Mit der kompetenten Unterstützung des ARI-Projektteams haben wir unsere Verwaltungsprozesse neu strukturiert, dokumentiert und digitalisiert. Die wichtigsten  Prozesse wickeln wir bereits elektronisch mit der CMI-Lösungsplattform ab.»

Paul König
Gemeindepräsident Speicher

«Wir setzen mithilfe der ARI die Digitalisierungsstrategie unserer Gemeinde um. Im Rahmen des Projekts digitalisieren wir wesentliche Verwaltungsprozesse, vermindern Medienbrüche, reduzieren Bearbeitungszeiten und erleichtern den Einwohnerkontakt.»

Marc Aeple
Gemeindeschreiber Teufen