Editorial

Bereits während der Corona-Pandemie haben sich die Vorteile des Zusammengehens von Kanton, Gemeinden, Anstalten und Betrieben in der Informatik gezeigt. Die Engpässe in den Lieferketten, die drohende Energieknappheit und eine aufgrund des Kriegs in der Ukraine zunehmende Anzahl von Cyberattacken im turbulenten 2022 haben den Nutzen des gemeinsamen Informatikbetriebs und einer einheitlichen, standardisierten Informatik eindrücklich bestätigt.

Die Verfügbarkeit unserer Services war dank resilienter und sicherer Systeme jederzeit gewährleistet. Für den Fall einer Strommangellage haben wir Vorkehrungen getroffen: Sowohl unsere redundanten Rechenzentren wie auch das kantonale Kommunikationsnetz können über mehrere Tage autark betrieben werden. Diese Massnahmen in Kombination mit dem «roten» ARI-Telefon ermöglichen den Gemeinden und dem kantonalen Fürrungsstab, selbst während eines Blackouts miteinander zu kommunizieren.

Damit wir unseren Kunden auch in Zukunft eine hohe Sicherheit und Verfügbarkeit bieten können, haben wir im Berichtsjahr verschiedene Erneuerungen und Erweiterungen vorgenommen. Die wichtigsten umfassten die Beschaffung einer neuen Plattform für den Betrieb der 660 virtuellen Server, den Ersatz von rund 600 Access Points und den Ausbau unserer Rechenzentren.

Parallel zur Aktualisierung der Infrastruktur in unseren Rechenzentren haben wir das Thema Cloud Computing intensiv weiterentwickelt. Aufgrund der aktuellen Roadmap von Microsoft ist davon auszugehen, dass diverse von unseren Kunden eingesetzte Produkte in Zukunft nur noch als Cloud-Lösungen erhältlich sind. Dazu zählen neben den Office-Produkten auch die Plattform der von Kanton und Gemeinden genutzten Software für das Finanz- und Rechnungswesen und die Einwohnerkontrolle. Um diese Produkte sicher aus der Cloud beziehen zu können, hat ARI technische und organisatorische Schutzmassnahmen evaluiert und umgesetzt. Mit unseren Kunden und dem Datenschutzbeauftragten des Kantons haben wir Lösungsansätze für eine rechtskonforme Nutzung von Cloud-Diensten erarbeitet. Die beiden bedeutenden Cloud-Anbieter Microsoft und Amazon sind an die Rechenzentren von ARI angebunden. Dank dieser umfangreichen Vorleistungen sind wir bereit, unseren Kunden eine sichere, performante und hochverfügbare Nutzung von Cloud Computing zu ermöglichen.
Die Entwicklung macht auch beim elektronischen Arbeitsplatz nicht halt. Ein wichtiger Schritt 2022 war die Umsetzung einer neuen Architektur für den Zugriff von extern. Die Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden wird anfangs 2023 als erste Kundin von dieser Weiterentwicklung profitieren. Der aktualisierte Arbeitsplatz erlaubt der Kantonspolizei, ihre Digitalisierungsstrategie voranzutreiben. Rapporte können in Zukunft dank mobiler Geräte direkt am Einsatzort elektronisch erfasst werden, das zeitaufwendige und fehleranfällige Übertragen von Papier in die Fachapplikation entfällt.  

Dass unsere Kosten marktgerecht sind, hat ein 2021 durchgeführter Benchmark gezeigt. 2022 haben ARI und der Spitalverbund AR gemeinsam eine weitere externe Studie zu den Kosten in Auftrag gegeben. Auf Basis eines von Spitalverbund und ARI erarbeiteten Pflichtenheftes wurden von KPMG bei fünf auf dem Markt tätigen Informatikdienstleistern Offerten eingeholt. Die durchschnittlichen Kosten der externen Anbieter liegen bei rund
CHF 4 Mio. pro Jahr, die Kosten von ARI betragen CHF 2.8 Mio. Die Studie bestätigt, dass  unsere Preise nicht nur kostendeckend und marktgerecht, sondern äusserst konkurrenzfähig sind.
Die Kostenanalyse widerlegt die Aussage eines  im Kantonsrat eingereichten Postulats. Darin wird gefordert, den Spitalverbund unter anderem aus finanziellen Gründen aus dem solidarischen Verbund der Leistungsbezüger zu entlassen. Eine Annahme des Postulats hätte nicht nur höhere Kosten für den Spitalverbund zur Folge, auch die verbleibenden Kunden müssten aufgrund wegfallender Skaleneffekte mit höheren Preisen rechnen. 

Von einer weiteren Seite haben wir eine Bestätigung für marktgerechte und wettbewerbsfähige Preise erhalten: Beim Entscheid der Assekuranz AR, den Betrieb ihrer gesamten Informatik an ARI auszulagern, haben die Kosten eine wesentliche Rolle gespielt. In einem zweijährigen Projekt wurden die Systeme und Daten der Assekuranz auf die Plattform von ARI gezügelt und in die Standardumgebung integriert. Das Projekt konnte im Berichtsjahr erfolgreich abgeschlossen werden. 

Positiv auf die Kosten hat sich die Beteiligung an einer schweizweiten Ausschreibung im Bereich Telefonie ausgewirkt. Die Bündelung der Nachfrage von Kanton, Gemeinden, Spitalverbund, Schulen und weiteren Kunden führte zu signifikanten Kostenreduktionen sowohl für die Festnetz- wie auch die Mobiltelefonie. Unseren Endkunden können wir dank der neuen Verträge äusserst attraktive Abonnemente für mobile Geräte anbieten. 

Wir sind überzeugt, dass die Digitalisierung Chancen schafft und die Nachhaltigkeit vorantreibt. Als gemeinsames Informatikunternehmen von Kanton und Gemeinden stehen wir in der Verantwortung. Um den Einwohnerinnen und Einwohnern von Appenzell Ausserrhoden einen orts- und zeitunabhängigen Zugang zu den Dienstleistungen der Verwaltung anbieten zu können, hat ARI im Auftrag von Kanton und Gemeinden Ende 2022  gemeinsam mit drei weiteren Kantonen eine zentrale eGovernment-Basisinfrastruktur ausgeschrieben. Mit diesem Vorhaben sollen die wesentlichen Elemente bereitgestellt werden, die zur Umsetzung von eGovernment-Projekten benötigt werden. 

Eine kritische Situation entstand Mitte 2022:  Der Hersteller der Schuladministrationslösung, die in der Kantonsschule Trogen und im Berufsbildungszentrum Herisau eingesetzt wird, stellte seinen Betrieb und damit auch den Support kurzfristig ein. Im Auftrag des Departements Bildung und Kultur konnte ARI gemeinsam mit den beiden Schulen in kurzer Zeit eine Ersatzlösung evaluieren. Erste Module der neuen Lösung sind bereits erfolgreich implementiert. 

Dieser Fall zeigt die Abhängigkeiten von den  Herstellern der eingesetzten Softwarelösungen. Bei den von unseren Kunden evaluierten Fachapplikationen handelt es sich ausschliesslich um Standardprodukte, die von Drittherstellern entwickelt werden. Fehler in der Software können ausschliesslich vom jeweiligen Hersteller korrigiert werden. ARI wird sich in Zukunft noch intensiver dafür einsetzen, dass für sämtliche von unseren Kunden beschaffte Applikationen verbindliche und rechtlich belastbare Wartungs- und Supportverträge abgeschlossen werden. Der Fall der Schuladministrationslösung zeigt zudem, dass es sich bei auf den ersten Blick vermeintlich günstigen Lösungen häufig um Dumping-Angebote handelt, die hohe Risiken bergen und Mehrkosten zur Folge haben.

In den letzten Jahren wurden unzählige Optimierungen umgesetzt. Viele dieser Massnahmen waren technischer Art und betrafen die Infrastruktur oder Architektur. So verfügt ARI heute über einen hohen Standardisierungsgrad. Dieser trägt wesentlich dazu bei, dass ARI marktgerechte Preise anbietet und für zukünftige Herausforderungen vorbereitet ist.

Nach den Optimierungen im technischen Bereich wurde der Schwerpunkt im Berichtsjahr auf Verbesserungen der Abläufe und Prozesse gelegt. Unser Ziel ist die Verbesserung der Qualität unseres Service Desks, eine schnellere Bearbeitung von Anfragen und damit eine Erhöhung der Kundenzufriedenheit. Erste Massnahmen dazu wurden bereits umgesetzt, weitere Schritte sind für 2023 geplant.

Mit den uns anvertrauten Mitteln gehen wir respektvoll und sorgfältig um. ARI weist solide Finanzen auf, die Vertrauen schaffen. Solide Finanzen sind das Ergebnis umsichtiger Geschäftsführung und zudem Voraussetzung für eine weiterhin erfolgreiche Zukunft. 2022 schliesst ARI mit einem Gewinn von CHF 759’000. Das erzielte Ergebnis entspricht einem Besserabschluss von  
CHF 962’000 gegenüber dem Budget. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um rund 10 % auf CHF 18’494’939. Für Ersatzbeschaffungen sowie Erweiterungen wurden im Berichtsjahr CHF 2’908’650 investiert.

Eine wesentliche Ursache für den Besserabschluss war der anhaltende Trend zu teureren mobilen Endgeräten. Weiter trafen die aufgrund der Schliessung des Spitals Heiden budgetierten Ertragsausfälle aufgrund von zusätzlichen Bestellungen des Spitalverbundes nicht ein. 

Unsere Kundinnen und Kunden wollen wir an der ausgezeichneten finanziellen Situation teilhaben lassen. Für die kommenden Jahre sind deshalb nachhaltige Preisreduktionen im Umfang von insgesamt CHF 400’000 geplant. Der Gewinnvortrag in der Bilanz steigt per 31.12.2022 auf CHF 1.5 Mio. Diese Mittel möchte ARI zur Stärkung der Unternehmung verwenden, indem das Aktienkapital von derzeit CHF 1.5 Mio. auf CHF 3.0 Mio. verdoppelt wird. 

Das höchst herausfordernde Umfeld hat unseren Mitarbeitenden viel abverlangt. Sie haben erneut bewiesen, dass sie jeden Tag bereit sind, das Beste für unsere Kundinnen und Kunden zu leisten. Dafür danken wir ihnen herzlich.

Ihnen, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, danken wir für Ihre Treue und Ihr Vertrauen in unser  Unternehmen. Wir haben uns ambitiöse Ziele für das Jahr 2023 gesetzt. Wir wollen gemeinsam  mit Ihnen in eine erfolgreiche Zukunft gehen.

Lukas Fässler
Präsident des Verwaltungsrates

 

J. Dörler
CEO